Chinesische Münze mit Kupferstich

Das älteste Tiefdruckverfahren: der Kupferstich

Die Ursprünge des Kupferstichs als Druckverfahren liegen in der Goldschmiedekunst. Was Goldschmiede als praktischen Ansatz für die Herstellung von Dekor erachteten, entwickelten die Kupferstecher und Kupferdrucker weiter. Es entstand ein Tiefdruckverfahren, mit dem sich Kunst vervielfältigen und herstellen ließ. Die Basis für einen Kupferstich bildet die Kupferplatte, die Kupferstecher mit Grabsticheln bearbeiten. Eine andere, veraltete Bezeichnung ist Chalkografie, die vom griechischen Begriff für Kupfer kommt.

Wie entsteht ein Kupferstich?

Beim Kupferstich arbeiten Kupferstecher mit einer wenigen Millimeter starken, geschliffenen und polierten Metallplatte aus Kupfer oder Messing. In diese übertragen sie mit einem Grabstichel die Vorlage. Das Prinzip des Kupferstichs ähnelt dem der Radierung, obwohl Unterschiede im Werkzeug und in der Linienführung vorliegen. Da der Kupferstecher das Material aus der Platte sticht und einritzt, ist die Führung der Linien nicht frei. Abhängig von der Detailfülle der Vorlage ist der Prozess der Übertragung des Bildes auf die Kupferplatte entsprechend aufwendig. Anschließend färben Kupferdrucker die bearbeitete Platte ein, erwärmen sie und führen den Druck aus. Die Hitze bewirkt, dass die Farbe besser in die Vertiefungen eindringt. Den überschüssigen Farbstoff entfernen sie, sodass nur in den Einkerbungen Farbe ist. Die Druckerpresse trägt anschließend die Vorlage des Kupferstichs auf angefeuchtetes Papier auf. Das feuchte Papier nimmt die Farbe auf und der Druck ist vollführt.

Ein typisches Merkmal des Kupferstichs ist die Umrandung, die durch den Rand der Platte entsteht. Mit der Kupferplatte sind bis zu mehreren Hundert Abzüge möglich, bis sie so verflacht, dass die Qualität abnimmt.

Von der Gravurkunst zum Druckverfahren

Der Kupferstich als Druckverfahren entwickelte sich aus der Schmiedekunst heraus. Bei der Gravur von Silber und anderen Metallen erkannten Goldschmiede, dass sich Abbilder dieser nehmen ließen. Dazu rieben sie die Gravuren mit Farbe oder Pulver ein und drückten ein Papier auf.

Als Drucktechnik ist der Kupferstich das erste Mal im 15. Jahrhundert nachweisbar. Ob die Erfindung im deutschen Raum oder in Südeuropa stattfand, ist nicht klar einzuordnen. Historiker vermuten, dass sich die Technik zeitgleich in verschiedenen Regionen entwickelte. Die ersten Belege für den Kupferstich als Drucktechnik sind Muster für Spielkarten und Drucke mit religiösem Bezug zu Wallfahrten. Die Namen dieser ersten Kupferstecher und Drucker sind verloren gegangen. Von ihnen ist als Meister der Spielkarten oder Meister des Marienlebens die Rede.

Gemälde in KupferstichtechnikZunehmend entdeckten Künstler den Kupferstich als Ausdrucksform und Verleger den praktischen Wert, mit einer Platte Hunderte Kopien herzustellen. Die Hochzeit des Verfahrens begann ab dem 16. Jahrhundert. Die Entwicklung von anderen Drucktechniken mit weniger Arbeitsaufwand löste diese Druckmethode ab. Farbige Kupferstiche sind selten. Um sie herzustellen, benötigten Kupferdrucker entweder mehrere Druckplatten oder sie kolorierten den Druck per Hand nach.

Der Kupferstich und die Kunst

Der Kupferstich erlangte zunächst vor allem Popularität dadurch, dass Drucker damit Kopien anderer Kunstwerke machten. Seine Bedeutung für die Kunstgeschichte ging hiermit einher. Durch die zahlreichen Kopien verbreitete sich die Kunst und Motive, inspirierte und hielt die Werke für die Nachwelt fest.

Albrecht Dürer gehört zu den prominentesten Künstlern, die sich des Kupferstichs bedienten und ihn verfeinerten. Er verbesserte die Technik und schuf zahlreiche Kupferstiche mit effektvollen Schattierungen und Schraffuren.

Ab dem 15. Jahrhundert entwickelte sich der Kupferstich zu einem künstlerischen Genre. Im Barock nutzten Künstler wie Peter Paul Rubens oder Matthias Merian eigens angestellte Kupferstecher. Diese kopierten und verbreiteten ihre Werke. Mit professionellen Druckereien und Verlegern avancierte der Kupferstich zum wichtigen Medium für Illustrationen. Die Illustrierungen erstreckten sich in ihrer thematischen Breite von religiösen Darstellungen hin zu naturwissenschaftlichen Beiträgen. Beliebt waren detailgetreue Abbildungen von Städten und Herrensitzen.

Heutzutage nutzten nur noch wenige Künstler und Grafiker diese Technik. Das liegt an den vielen Alternativen, dem Arbeitsaufwand und der erforderlichen Präzision, da im Kupferstich keine Korrekturen möglich sind.